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Kurzer Abstecher nach Finnland

Regen, Mücken und die große Planänderung

Nach unserem schönen und erlebnisreichen Aufenthalt auf Senja ging es für uns noch ein kleines Stück weiter Richtung Norden, nach Tromsø. Nach einem kurzen, schönen Aufenthalt am nördlichsten Punkt unserer Reise machten wir uns auf den Weg Richtung Finnland. Der ursprüngliche Plan war es, ungefähr drei Wochen im finnischen Teil Lapplands zu verbringen, um dann über Schweden wieder den Heimweg anzutreten. Daraus wurde nichts, doch dazu später mehr. Die Anreise war geprägt von Regen: Wir hatten geplant über die Grenze zu fahren und haben uns direkt hinter der Grenze einen schönen Übernachtungsplatz an einem See rausgesucht. Dort angekommen mussten wir ernüchtert feststellen, dass es in Strömen regnete, es 7,5°C waren und wir uns vor lauter Mücken kaum retten konnten. Dieser Tag war auch der Mittsommernachtsabend, aber so richtig zum Feiern war uns da nicht zu Mute. Nach einem kurzen, enttäuschten durchatmen, leckerem Abendessen, checken der Wetterapp und einem Brainstorming beschlossen wir unsere Reiseroute umzuschmeißen, Lappland so schnell wie möglich hinter uns zu lassen, an die Ostsee zu fahren um dort eine längere Zeit zu verbringen.  Also verließen wir unseren Übernachtungsplatz und traten um 20 Uhr die Reise Richtung Süden an. Die Idee: Soweit zu fahren, wie wir noch kommen, die Kinder mitmachen und die Müdigkeit es zulässt. Vor dem Losfahren checkten wir noch kurz das Navi: 500Km auf der Straße immer geradeaus, verfahren war also unmöglich. Die Landschaft, die sich uns nun präsentierte, zog uns ganz in ihren Bann. Nach den verschlungenen und engen Bergwelten Norwegens und dem ersten Anblick der weite Lapplands in Schweden traf uns diese unglaubliche Weite dieses Landes im Norden in einer noch viel größeren Dimension. Wie gesagt: 500 Kilometer immer geradeaus - über sanft geschwungene Hügel, durch die tiefen Wälder Finnlands. Nur unterbrochen von großen, unberührten Seen und hin und wieder von einer Tankstelle. Dörfer? Fehlanzeige!

Urige finnische Sauna
Urige finnische Sauna

Nach 3,5 Stunden Fahrt, waren wir um halb 12 langsam bereit für die Nacht. Also bogen wir auf eine Schotterstraße ab, mit der Intention uns einen kleinen Parkplatz oder einen Feldweg zu suchen. Doch wir hatten kein Glück, so etws gab es einfach nicht. Die Straße führte nur zu einsamen und teilweise auch verlassenen Höfen. Nach 10 Minuten auf der Straße kamen wir schließlich an einem Haus mit großem Hof vorbei und hatten dann dafür umso mehr Glück: Wir sahen die ersten Menschen seit dem Grenzbeamten. Vor einem haus saßen zwei Männer und zwei Frauen, die dort Musik hörten, etwas tranken und sich unterhielten. Später stellte sich heraus, dass sie dort ihr Mittsommernachtsfest feierten. Wir trauten uns und fragten nach einem Stellplatz auf ihren Hof. Was dann folgte, ist schwer zu beschreiben, war aber an Herzlichkeit, Freundlichkeit und Offenheit nicht mehr zu übertreffen. Nochmal zur Erinnerung: Es war halb 12 in der Nacht. Uns wurde ein Platz auf dem Hof angeboten, die Kinder bekamen nochmal was zu Essen und zu Trinken und wir wurden in die Sauna eingeladen. Die oberste Regel, welche in unserem Finnland-Reiseführer steht, lautet: „Wenn man von Finnen in die Sauna eingeladen wird, darf man das auf keinen Fall ablehnen“. So kam es, dass wir nachdem die Kinder im Bett waren um halb 1 in der Sauna saßen und die heißen Aufgüsse genossen. Danach konnten wir dann so entspannt und ausgeruht, wie schon lange nicht mehr, ins Bett gehen.

Das Sommerhaus unserer Gastgeber
Das Sommerhaus unserer Gastgeber

Am nächsten Morgen wurden wir zu Kaffee und Frühstück eingeladen und warfen unserem Plan doch wieder über den Haufen so schnell wie möglich weiterzufahren. Wir verbrachen den Tag mit den vier netten Finnen, die uns unglaublich viel über das Leben im hohen Norden, die Einstellung der Menschen, die Freuden und die Probleme berichteten die das Leben in Lappland mit sich bringt. Besonders interessant war, dass eine der vier aus einer Sami Familie stammte und uns noch über das Leben ihrer Eltern als Rentierhirten berichtete. Zu guter Letzt durften wir noch das zwei Kilometer entfernte Sommerhaus besichtigen und wurden eingeladen, sie im Winter zu besuchen um Polarlichter zu sehen und den Winter in Lappland zu erleben. Gern würden wir nochmal wiederkommen!

Der Braunbär im Zoo von Ranua in ziemlich natürlicher Umgebung
Der Braunbär im Zoo von Ranua in ziemlich natürlicher Umgebung

Die restliche Zeit in Finnland war wegen des Wetters ziemlich kurz aber nichtsdestotrotz sehr schön. Wir machten kurz halt in Rovianemi, wo wir durch eine ausgestorbene Stadt schlenderten (viele Finnen fahren an Mittsommer aufs Land) und lecker essen gingen. Den nächsten Tag verbrachten wir im Zoo von Ranua. Hier leben fast ausschließlich Tiere, die auch in Finnland beheimatet sind. Sie können somit in ziemlich natürlicher Umgebung, leben und beobachtet werden. Im Winter gibt es im Zoo keine Beleuchtung. Man muss in der dunklen Jahreszeit für einen Zoobesuch selbst eine geeignete Lampe mitbringen. Außerdem hängen an jeder Infotafel Eiskratzer, damit man im Winter die Schilder freikratzen kann. Verückt, oder? Für uns war es ziemlich spannend und lehrreich und wir konnten so viele der spektakulären, wilden Tiere, von denen wir bisher „nur“ die Spuren im Wald gefunden hatten, beobachten. Interessant war auch, dass der Zoo sich stark für den Artenschutz einsetzt und so werden viele Tiere, die in freier Wildbahn bedroht sind und im Zoo geboren werden, auswildert. 

Anschließend sagten wir einmal kurz der finnischen Ostsee hallo, genossen den letzten Abend am einsamen Lagerfeuer und kehrten diesem wunderschönen, für uns in dieser Reisephase aber leider zu kalten und nassen Land, den Rücken zu und machten uns wieder auf nach Schweden. Was wir da erleben, lest ihr im nächsten Blogbeitrag.

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