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Faszination Schweden - Der Nord-Osten des Landes

Von Wasser, Wald und Blaubeerduft

Los geht's: Von Umea bis zum Nationalpark Höga Kusten

Faszinierend und vielfältig. So haben wir Schweden kennengelernt
Faszinierend und vielfältig. So haben wir Schweden kennengelernt

Schweden – das Land unserer Träume. Ungefähr so, wie Tiger und Bär von Panama träumten, stellten wir uns Schweden vor. Und auch, wenn es dort nicht von oben bis unten nach Bananen duftet, sondern, zumindest im Sommer, nach Blaubeeren, so war es doch genau das, wovon wir immer geträumt hatten. Während unseres großen Roadtrips durch Skandinavien haben wir uns in dieses Land verliebt. Die unendliche Weite, die unfassbare Natur, die netten und zuvorkommenden Menschen und die unglaubliche Herzlichkeit haben uns immer wieder in tiefes Staunen versetzt. Auf unserer Reise lebten wir sehr spontan und planten oftmals nur von einem Tag auf den nächsten. Wenn wir einen schönen Ort gefunden hatten, entschieden wir spontan, wie lange wir an dem Ort verweilen wollten. Für unsere Art zu reisen war Schweden das Ideale Land. Übernachtungsplätze gab es zuhauf und an vielen Stellen fanden wir auch auf entlegenen Parkplätzen eine Feuerstelle, Mülleimer und ein frei zugängliches Kompostklo. So konnten wir den Touristenhochburgen ausweichen und einsamere Stellplätze abseits des Trubels anfahren. Im Einklang mit der unendlich scheinenden Natur, saßen wir fast jeden Tag am Lagerfeuer, planten die nächste Etappe, träumten von der Zukunft oder schauten einfach ins Feuer und genossen die Einfachheit, die Stille und unser Glück.

 

Drei Reiseabschnitte sind uns auf unserer Tour durch Schweden besonders in Erinnerung geblieben: Der Vildmarksvägen, die unendliche Weite Lapplands und die schwedische Ostseeküste.

 

Dieser Beitrag soll Euch den Nord-Osten Schwedens ein wenig näerbringen und ihr könnt mit uns in unsere Reiseerfahrungen eintauchen, die wir während der zwei Wochen, die wir zwischen Umea und dem Vänern unterwegs waren, gemacht haben. Zwischen den beiden Orten liegen ungefähr 800 Kilometer und für uns seit dem letzten Sommer auch unglaublich viele Erlebnisse und Erinnerungen.

 

Steigt ein und kommt mit!

 

Wasser und Wald. Diese beiden Elemente begleiten uns über die gesamte Zeit
Wasser und Wald. Diese beiden Elemente begleiten uns über die gesamte Zeit

Umea – Eine Stadt mit 80.000 Einwohnern, als Ausgangspunkt für unseren Roadtrip. Warum ausgerechnet Umea? Auf unserer großen Skandinavien Reise kamen wir aus Finnland an der Ostsee wieder nach Schweden. Wir fuhren dem Regen davon und der erste größere Halt war in Umea. Die schöne, schwedische Stadt lädt zum schlendern und verweilen ein. Sonne tanken, Kaffee trinken und einmal alle Vorräte wieder auffüllen - wunderbar. Da wir aber keine Stadtmenschen sind, zieht es uns schnell wieder raus aus der Stadt, in Richtung Land. Der Nachmittag in Umea sollte während dieses Reiseabschnittes auch der letzte Besuch einer Stadt bleiben.

 

Und so fahren wir, der Küste folgend gen Süden. Unseren nächsten Übernachtungsplatz finden wir in der Nähe von Örnsköldsvik, wo wir eine Freundin treffen, die uns von jetzt an begleitet.

 

Gemeinsam fahren wir ohne großen Plan los, neugierig darauf, was die Küste wohl für uns zu bieten hat. Der erste Stopp führt uns zu einem kleinen, verwunschenen Platz mit einem kleinen Strand, wo wir am Feuer sitzend die nächsten Tage planen. Apropos Lagerfeuer: Erstaunlich, dass wir an so vielen Parkplätzen und Waldlichtungen Feuerstellen gefunden haben? Nein. Wirklich überrascht hat uns, dass es an vielen dieser Stellen sogar fertiges Feuerholz für die Allgemeinheit gab. Da haben wir gemerkt, dass das Feuer machen tief in der schwedischen Kultur verankert ist. Und auch, wenn an all den Seen bei uns statt fangfrischem Fisch eher eine Gemüsepfanne auf dem Grillrost, der auch oft vorhanden war, stand, so haben wir es bestimmt dennoch genau so genossen.

Eine Wanderung im Skuleskogen Nationalpark

Auch abseits des Weges gibt es viel zu entdecken
Auch abseits des Weges gibt es viel zu entdecken

Unser Weg führt von hier aus in den „Skuleskogen“ Nationalpark. Dieser Park liegt im Bereich des Höga Kusten und ist eine wirkliche Attraktion. Die Ostseeküste ist ja eigentlich nicht gerade für ihre felsigen Küstenabschnitte bekannt, aber hier heben sich die Berge direkt bis 250 Meter aus dem Meer und man kann durch eine verwunschene, urwaldartige Landschaft wandern. Die Höga Kusten entwickelte sich nach der letzten Eiszeit. In diesem Bereich war das Eis, welches das Land bedeckte besonders dick und drückte das Land sehr weit nach unten. Nachdem das Eis abgeschmolzen war, erhob sich die Landschaft und entwickelte ihre beeindruckende Charaktaristika.

 

Wir parken und übernachten am südlichen Ende des Nationalparks. Von hier aus führt uns unser Weg durch einen dichten Wald, vorbei an interessanten Steinformationen und stetig bergauf zum Slåttdalskrevan, einer ca. 40 Meter tiefen, engen Schlucht die das beeindruckende Highlight des Nationalparkes darstellt. Völlig begeistert von der Optik und der Aktustik in der Schlucht halten wir uns dort einige Zeit auf, um dann auf dem Rückweg kurzentschlossen einen kleinen, aber definitiv lohnenswerten Umweg zu machen. Wir klettern nochmal ca. 50 Höhenmeter über felsiges Gelände nach oben, auf den Slåttdalsberget. Der Weg dorthin ist für die Kinder eine super spannende Kletterei und teilweise auch sehr aufregend, wenn es mal wieder zwei Meter senkrecht nach oben geht. Von oben haben wir eine beeindruckende Fernsicht auf die Küstenlinie, die in dem Bereich von felsigen Abschnitten und bewaldeten Inseln geprägt ist.

Nach einer kurzen Verschnaufpause machen wir uns an den Abstieg, zurück zum Auto, wo die Wanderung endet. Uns ist es immer wichtig bei Wanderungen auf das Tempo der Kinder einzugehen und die Kinder bestimmen zu lassen, wie schnell wir laufen. Das ist für uns ein guter Weg, den Kindern auch das Wandern schmackhaft zu machen. Wenn man dann noch ein paar kleine Spiele im Gepäck hat (unser Highlight für alle ist Tiere raten), vergeht die Zeit oft wie im Flug. Am Ende sind die beiden auch immer super stolz, es geschafft zu haben. Trotzdem ist diese Wanderung für kleinere Kinder relativ anstrengend, weil ca. 8 Kilometer gelaufen werden müssen und der Weg einige Herausforderungen mit sich bringt.

Weiter die Ostküste entlang gen Süden

Wir lieben die einsamen Plätze, an welchen wir den Kindern viele Freiheiten lassen können
Wir lieben die einsamen Plätze, an welchen wir den Kindern viele Freiheiten lassen können

Zurück am Van stehen wir vor der Wahl: Bleiben wir noch eine Nacht oder fahren wir noch weiter? Da dieser Platz nicht gerade einsam und von einigen Campern angefahren wird, entschließen wir uns weiterzufahren und machen uns es zur Aufgabe für die Nacht einen einsamen Platz zu finden. Und diesen finden wir. Nach knapp 30 Minuten Fahrt, 5 Kilometern Schotterpiste und 500 Metern Feldweg stehen wir auf einem großen Platz, direkt am Meer, mit kleinem Strand und einer verfallenen Fischerhütte. Diesen haben wir, wie erhofft, komplett für uns alleine und können die Ruhe und Einsamkeit genießen. Die Vielzahl an einsamen Plätzen in der Natur, die wir mit dem Auto erreichen konnten, hat uns immer wieder total fasziniert.

Wo gehts hin? Zum Glück ist die Insel nicht so groß und wir können alles entdecken
Wo gehts hin? Zum Glück ist die Insel nicht so groß und wir können alles entdecken

Am nächsten Morgen brechen wir auf zu einen weiteren, besonderen Ausflug. Wir packen unsere Sachen und fahren nach Bönhamn, ein kleines Fischerörtchen an der Küste. Von dort aus können wir mit einem kleinen Boot auf die Insel „Högbonden“ fahren. Diese ist sehr klein, liegt nur 10 Minuten Schifffahrt vom Festland entfernt und ist unbewohnt. Nach dem Verlassen des kleinen Kutters führt uns der Weg in Richtung Inselmitte. Wir biegen bei der ersten Gelegenheit vom Hauptpfad ab und folgen einem kleineren Nebenpfad. Nach kurzer Wanderung kommen wir zu einem kleinen Häuschen, welches wir ausgiebig erkunden. Es stellt heraus, dass es sich hierbei um eine Sauna handelt, die für jeden offen steht und mit Feuerholz beladen ist. Auf dem Schild am Eingang steht nur lapidar, dass man doch bitte nach Benutzung alles aufräumen solle. Das lässt uns grübeln, ob sowas in Deutschland wohl auch möglich wäre...? Da wir keine Handtücher dabei haben, lassen wir jedoch das Feuer aus und klettern lieber ausgiebig über die Felsen an der Küste entlang zum ausrangierten Leuchtturm dem, neben der Sauna, einzigen Gebäude auf der Insel. Wir beobachten aus etwas Entfernung, wie Möwen brüten, wie die Wellen gegen die Felsen schwappen und genießen später bei einem leckeren Kaffee im Garten des kleinen, gemütlichen Inselcafés die Sonne, wo uns ein kurzer, aber heftiger Regenschauer überrascht. Wir retten uns in das kleine, interessante Leutturmmuseum, bis wir uns über den „Abenteuerweg“, einem Pfad durch eine kleine, felsige Schlucht im Wald, wieder auf in Richtung Bootsanleger machen. Kaum haben wir den Wald verlassen, reißt der Himmel auf und wir können die schnelle Bootsfahrt draußen verbringen. Zum zweiten Mal an diesem Tag ein Riesenspaß für die Kinder.

Tanzen im Sonnenuntergang. Die Reise fühlt sich so leicht an.
Tanzen im Sonnenuntergang. Die Reise fühlt sich so leicht an.

Danach fahren wir weiter und finden für die nächsten zwei Nächte einen nicht ganz so ruhigen, aber dafür wunderschönen Platz. Auch für solche Plätze lieben wir Schweden. Man fährt 5 Kilometer oder mehr über einen schottrigen Feldweg, der bei uns niemals als Straße gelten würde und am Ende kommt man an einen Parkplatz, an dem es ein Plumpsklo, Mülleimer und wunderbare Ruhe gibt. Hier treffen wir auch auf Harry und Sophia, zwei Reisende, die schon seit vielen Jahren unterwegs sind und mit uns abends am Lagerfeuer viele Geschichten ihrer langen Reiseerfahrung teilen. Wie spannend! Solche Begegnungen mit Menschen, die interessante und wunderbare (Lebens-)Geschichten zu erzählen haben, sind Begegnungen die die Reise zu etwas, für uns, unglaublich wertvollem machen. Wir haben jetzt schon einen Schatz an Erfahrungen, Geschichten und Gesichtern gesammelt die wir unser Leben lang in uns tragen werden. Da uns der Platz so unglaublich gut gefällt, entscheiden wir uns spontan noch eine zweite Nacht zu bleiben.

Abschied und Wiedersehen

Jetzt muss uns Sinah leider wieder verlassen, doch der nächste Besuch lässt nicht lange auf sich warten. Zu einem früheren Zeitpunkt der Reise hatten wir zufällig eine deutsche Familie kennengelernt, mit Rike und Fabi haben wir uns so gut verstanden, dass wir eine Woche gemeinsam unterwegs waren, bevor sich unsere Wege trennten und wir in Richtung Schweden und sie in Richtung Norwegen aufbrachen. Aufgrund des zu der Zeit schlechten Wetters in Norwegen hatten sie sich spontan dazu entschieden wieder nach Schweden zu fahren und uns zu „verfolgen“. Und so legen wir von hier nochmal einen Teil des Weges gemeinsam zurück.

Und jetzt riecht es auch nach Blaubeeren

Zunächst führt uns unser Weg Richtung Gävle, wo wir das Eisenbahnmuseum besuchen wollen. Am Eisenbahnmuseum angekommen folgt aber auf die Vorfreude aber die große Ernüchterung: Das Museum ist „Wegen Renovierungsarbeiten leider geschlossen“ Also überlegen wir uns mit drei enttäuschten Kindern und zwei enttäuschten Vätern einen Altermativplan. Wir fahren ins Landesinnere und finden einen wunderschönen Stellplatz an einem kleinen See in der Nähe von Hedesunda. Dort stehen wir im Wald, haben perfektes Feuerholz und sogar Glück mit den Mücken. Auf einem kleinen Spaziergang an dem Platz finden wir das erste mal reife Blaubeeren. Frisch gepflückt vom Blaubeerstrauch schmecken diese unglaublich gut und noch besser schmecken sie, wenn man daraus Blaubeerpfannkuchen backt.

Das bleiben die einzigen Biberspuren, die wir unf unserer Wanderung entdecken
Das bleiben die einzigen Biberspuren, die wir unf unserer Wanderung entdecken

Von nun an führt uns unsere Reise weiter Richtung Süd-Westen, der nächste größere Stopp ist der Vänern der größte See Schwedens. Auf dem Weg dorthin wollen wir noch den Färnebofjaerden entdecken, ein Nationalpark mit vielen Flüssen, Wäldern und vielen verschiedenen Tieren. Hier soll man Biber beobachten können und viele verschiedene Vogelarten sehen. Da das alles super spannend klingt, richten wir uns für eine ausgiebige Wanderung. Kaum vom Auto weg, wird uns jedoch klar, dass das heute nichts wird. Denn wir werden verfolgt. Von kleinen fiesen Plagegeistern, die uns stechen und immer über uns herfallen wenn wir stehenbleiben. Die Rede ist von Mücken, die die Wanderung ziemlich unangenehm machen. So bleibt es bei einer kurzen, schnellen Entdeckungstour durch den Wald und wir verlassen das Naturschutzgebiet doch lieber so schnell wie möglich ziehen weiter an einen namenlosen See in der Nähe von Lindesberg.

Spielen im Sonnenuntergang
Spielen im Sonnenuntergang

Immer wieder waren und sind wir von der Vielzahl der Seen in Schweden beeindruckt. Das nächste Wasser ist nie weit und damit auch der nächste Stellplatz nicht. An diesem Platz genießen wir mal wieder leckere Blaubeerpfannkuchen, baden im See, erfreuen uns an den unglaublichen Farben, die die Dämmerung mit sich bringt und haben sogar spät am Abend das Glück einen Biber durchs Wasser schwimmen zu sehen. Auch hier, schon wieder viel weiter im Süden, geht die Sonne so spät unter und so früh auf, dass es die ganze Nacht über nciht komplett dunkel wird. Wir merken es an Abenden, wie diesen, dass man auf Reisen die Zeit vergisst. So schwer einzuschätzen, durch die fehlende Dunkelheit, in netter Gesellschaft und vertieft in Geschichten end Erzählungen, sitzen wir oft bis spät in die Nacht am Feuer. Manchmal schlafen die Kinder auf unserem Schoß, manchmal schon im Van, direkt neben uns. Wir genießen die unkomplizierte Art und die Vorzüge dieses einfachen Lebens sehr.

 

Am nächsten Tag fahren wir an den Vänern, finden einen wunderschönen Stellplatz direkt am Wasser und die Geschichte der letzten Tage wiederholt sich. In diesem Stadium der Reise genießen wir diese „Eintönigkeit“ sehr und wir können nochmal merklich entschleunigen. Leider ist der Ort gleichzeitig auch der Abschied von Rike und Fabi und für uns beginnt ein komplett neuer Reiseabschnitt. 

Und so geht auch dieser Teil der Reise, der uns durch wunderschöne Landschaften führte, uns an verwunschene Orte brachte und hin und wieder auch vor Herausforderungen stellte, zuende.

Was uns bleibt

Viele gute Erinnerungen werden bleiben
Viele gute Erinnerungen werden bleiben

Dieser Reiseabschnitt bleibt uns als unglaublich schön und entspannt in Erinnerung. Es ist im nachhinein schön zu merken, wie sich unser Rhythmus gefunden hat und wir trotz wenig Plan unglaublich viele tolle Erlebnisse hatten und Dinge erlebt haben, die vielleicht sonst teilweise außerhalb der normalen Touristenrouten liegen. Für uns fühlt sich diese Art zu reisen unglaublich stimmig an, auch wenn man im nachhinein vielleicht sagt: „Ah schau, an der Sehenswürdigkeit sind wir ja auch vorbeigekommen“. Wir haben aber beim Reisen mit unseren Kindern oft erlebt, dass die tollsten Erinnerungen nicht an den Sehenswürdigkeiten entstehen, sondern dort, wo wir gemeinsam einen tollen Ort finden und eine gute Zeit haben. Das ist unser innerer Kompass, nachdem wir unsere Reiserouten aussuchen. Natur, Einsamkeit und Bewegung sind die Komponenten, die uns und unsere Kinder glücklich machen. Diese Bedürfnisse kann man in dem Bereich Schwedens eigentlich immer und zu jeder Zeit erfüllen.

 

 

 

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