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Das Leben im Van zu fünft

Ich hab's eben noch gesehen, aber ich weiß nicht wo

Abendstimmung in Schweden
Abendstimmung in Schweden

Zugegeben: Ein Ford Nugget ist nicht grade das Auto, an welches man denkt, wenn man sich überlegt zu fünft vier Monate auf Reisen zu gehen und ein Zuhause sucht. Für uns war es nach langem suchen und überlegen trotzdem die beste Wahl.  Wir brauchten ein Auto mit fünf Sitzplätzen, es sollte möglichst kompakt sein und am besten alles an Bord haben, da wir vor unserer Reise keine Zeit mehr hatten, etwas umzubauen. Klar waren Zweifel da. Wie organisieren wir das mit dem Platz? Was ist bei Regenwetter? Reicht uns der Stauraum? Auch aus unserem Umfeld kamen immer wieder leise Zweifel und Sorgen die sich mit der Größe unseres Reisemobils beschäftigten.

 

Jetzt, nach 2,5 Monaten haben wir unsere Erfahrungen mit dem Van gemacht, haben Routinen gefunden und auch andere Konzepte des Wohnens auf vier Rädern gesehen. Wir wollen euch jetzt mal ein bisschen mitnehmen und durch den Alltag im Van führen.

Erstmal zu den harten Fakten: Unser Bus ist ein Ford Nugget, 4,98 Meter lang, 2 Meter breit und etwas über 2 Meter hoch. Somit nennen wir 10 Quadratmeter unser Zuhause. Die Wohnfläche besteht aus dem Fahrerhaus und der Rückbank, die vorderen Sitze können umgedreht und zwischen Vordersitzen und Rückbank kann ein Tisch ausgeklappt werden. Die Rückbank dient nachts, ausgeklappt als Bett. Im hinteren Teil des Busses haben wir die Küche und die Schrankwand. Zum schlafen kann man das Dach des Wagens aufstellen und hat dann eine weitere, komfortabel große Liegefläche. 

Aber jetzt genug der trockenen Theorie: Kommen wir zur Kernfrage des Textes: Wie schafft man es, mit so wenig Platz zurecht zu kommen?

Uns ist vor kurzem aufgefallen, dass der Platz eine viel unbedeutendere Rolle spielt, als wir uns das vor der Reise vorgestellt und gedacht hatten. Irgendwie ist es halt so und das Leben organisiert sich um den Platz, der uns zur Verfügung steht. Es gab noch nie die Situation, dass einer von uns das Gefühl hatte, er bräuchte jetzt mehr Freiraum und wir leben auf zu kleinem Raum zusammen. Trotzdem beeinflusst der Platz natürlich auch unseren Tagesablauf, wenn es auch meistens nicht im Vordergrund steht. 

Grundlage des ganzen ist eine gute Organisation. Vor allem der Stauraum ist begrenzt. Da uns, kurz vor der Abreise auch noch das Minimalismusfieber packte, hatten wir aber keine Probleme den Bus zu beladen.  An Klamotten hat jeder nur das nötigste (und ich noch Laufsachen) dabei. Auch sonst sind wir mit reduzierter Ausrüstung unterwegs Zwei Töpfe, eine Schüssel für jeden, ein Messer, ein Brett, zwei Kochlöffel und Besteck, das ist alles was wir an  Kochausstattung dabei haben. 

Trotzdem ist das Leben mit so wenig Platz manchmal eine Herausforderung, vor allem bei längeren Schlechtwetterperioden wird es zur Herausforderung . Dann schlafen die Kinder oben, wir unten und vor dem Frühstück muss unser Bett umgebaut werden. Dann ist es meist noch kalt im Bus, die Kinder sollten sich auf möglichst wenig Platz umziehen, die nassen und dreckigen Schuhe und Klamotten liegen auch noch irgendwo im Bus.  Wenn es keine Möglichkeit gibt, Dinge draußen zu erledigen, stehen wir uns oft im Weg und wir freuen uns, mal kochen zu dürfen und in der Küche ein wenig Platz zu haben. Vor allem bei Kälte wollen die Kids auch viel im Bus sein und brauchen Beschäftigung. ;-) 

Schnee war bisher immer wieder unser Begleiter. Zum Glück haben wir auch eine Standheizung
Schnee war bisher immer wieder unser Begleiter. Zum Glück haben wir auch eine Standheizung

Da wir aber auch schon sehr viele nasse und kalte Tage erlebt haben, hat sich da auch schon eine Routine eingespielt und wir stehen uns deutlich weniger im Weg rum als noch an den ersten Regentagen. Die Kinder malen oft im Aufstelldach, wir lesen Bücher vor, die nassen Schuhe werden vor dem Beifahrersitz gelagert und wir sind trotzdem so viel wie möglich draußen.  Und sind wir mal ehrlich, genau diese Perioden bringen uns als Familie näher zusammen, man lernt viel über die anderen und lernt Rücksicht zu nehmen. Und wir schätzen schönes Wetter viel mehr. Für uns waren nach der langen Kälteperiode schon Tage mit 15 Grad und Sonne-Wolken-Mix luxoriöse Sonnentage. 

Und Schönwettercampen kann ja (fast) jeder.  Seit das Wetter wieder gut ist, hat sich unsere Routine verändert. Gegessen wird draußen, man kann Sachen außerhalb lagern und auch die Spielzeuge liegen viel draußen herum. 

Während des ersten Teils unserer Reise in Frankreich standen wir ziemlich viel auf Campingplätzen und hatten drei mal längere Aufenthalte an einem Ort. Dort haben wir dann unser Vorzelt aufgebaut, hatten dadurch noch etwas mehr Raum, was manchmal, vor allem bei Wind auch sehr angenehm war. Seit wir in Skandinavien sind hat sich auch dieser Rhythmus geändert. Wir stehen überwiegend frei, Campingplätze besuchen wir nur noch wenn wir mal waschen oder duschen müssen. Dadurch stehen wir auch nie länger als zwei Nächte an einem Ort, sind viel unterwegs und packen viele Dinge die bei längeren Aufenthalten durch den Bus fliegen, gar nicht aus. Das hat nebenbei auch den Vorteil, dass wir uns bei Kälte gut aufwärmen können und er Bus meistens aufgeräumt ist. 

Ordnung zu halten ist nämlich auch gar nicht so einfach. Man muss wirklich aufpassen, denn wenn man nicht aufpasst liegt ruck-zuck im Bus alles voll. Der am meisten gehörte Satz, wenn man im Bus etwas sucht: „Ich hab’s grad noch gesehen, aber ich weiß nicht mehr wo“. Das verrückte an der Sache ist, dass uns immer wieder auffällt, dass wir zwar reduziert gepackt, aber trotzdem zu viel mitgenommen haben. Gefühlt 50% der Dinge, die wir dabei haben, werden fast nie ausgepackt, wir kommen mit deutlich weniger Klamotten zurecht als gedacht und das was man benötigt reduziert sich auf das wesentliche. Wir wissen auch jetzt noch nicht warum wir zuhause fast einen halben Dachboden von Freunden voll mit unserem restlichen Hab und Gut haben, wieso wir das alles gebraucht haben und weshalb wir das überhaupt noch brauchen. Gefühlt könnten wir mit dem, was im Bus ist auch unseren Alltag bestreiten und nach der Reise werden sicher noch viele unserer Sachen einen neuen Besitzer finden. 

 

Alles in allem kann man sagen, dass wir natürlich wenig Platz haben, das auch manchmal nervig sein kann aber im großen und ganzen auch besser funktioniert, als wir uns am Anfang vorgestellt hatten. Auch haben wir viele andere Wohnmobile (teilweise) auch von innen gesehen. Diese sind zwar größer, aber Stauraum, Unordnung und aufeinanderhocken bei Schlechtwetter sind damit ähnlich wie bei unserem kleinen Waldemar. Daran verändern auch 1-3 Quadratmeter mehr Platz nicht viel. Dafür sind wir mit unserem Bus super flexibel, können kleine und enge Schotterpisten fahren und haben so schon oft wunderschöne und einsame Übernachtungsplätze gefunden, die ein Wohnmobil niemals erreichen würde.

 

Wir lieben das Leben im Van und dazu gehören halt auch die Macken und Eigenheiten die dieses Leben bietet. Würden wir das nicht wollen, können wir auch Pauschalurlaub buchen. Die Erlebnisse, Schlafplätze und Abenteuer die wir dank unserer Flexibilität im Bus haben, wiegen all die kleinen Unannehmlichkeiten für uns mehr als auf. 

 

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