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Wie wild ist wild?

Auf geht's in den hohen Norden

Hey hey in Schweden

Mio und Lasse entdecken den See
Mio und Lasse entdecken den See

Den Vorerst letzten Abend in Norwegen verbrachten wir direkt an der schwedischen Grenze an einem See. Auf der Suche nach ein paar Sonnenstrahlen und etwas wärmerem Wetter haben wir Norwegen erstmal etwas früher verlassen, als wir es ursprünglich geplant hatten. Als wir am nächsten Morgen eine kleine –glücklicherweise Regenfreie- Erkundungstour am See entlang machten, fanden wir ein kleines, altes Paddelboot. An einem Baum hingen 3 Schwimmwesten und eine Notiz, dass jeder gerne das Boot ausleihen kann, sofern er es dorthin zurückbringt. Wie wunderbar! Mitten im nirgendwo so eine freundliche Nachricht zu finden, war für uns wirklich eine Besonderheit. Wir haben uns so gefreut, dass wir gleich den ganzen Vormittag auf dem See gerudert sind. Dabei begegneten wir keinem einzigen Menschen . Die einzigen Geräusche, die wir hörten waren das plätschern des Wassers, das zwitschern der Vögel und das rauschen der Bäume. Obwohl wir noch nie vorher in Schweden waren, haben wir uns schon dort ein bisschen wie in Schweden gefühlt. Verrückt, oder?

Sonnenuntergang am Störsjon
Sonnenuntergang am Störsjon

Dieses schöne Gefühl hat uns auch tatsächlich weitestgehend durch unsere erste Zeit in Schweden begleitet. Wir haben uns während der ersten Tage in Schweden treiben lassen. Völlig verzaubert von den wunderschönen Wanderwegen, den vielen Feuerstellen und der wildwaldigen Natur mit den vielen Seen. Wir haben endlich wieder den ganzen Tag draußen verbracht, ohne zu frieren, viel am Lagerfeuer gekocht, viele Zimtschnecken gegessen und auch ab und zu im See geplantscht. Hier in Skandinavien stehen wir eigentlich nachts fast immer frei. Aber ab und zu müssen wir Waschen, den Wassertank auffüllen und unserem Waldemar eine Grundreinigung verpassen. Deshalb suchen wir uns ca. einmal in der Woche für einen Tag einen Campingplatz. Als wir also das erste Mal in Schweden auf einem Campingplatz ankamen, haben wir von der freundlichen Besitzerin vom Vildmarksvägen erfahren. Überhaupt haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Schweden sehr feundlich, hilfsbereit und auch sehr kommunikativ sind. Wir durften hier im Gespräch mit einigen Leuten einiges über das Leben in Schweden lernen. Für uns war es sehr schön, da wir so das Gefühl hatten, das Land noch besser kennenzulernen.

Der Vildmarksvägen

Der Hällingsåfallet - ein beeindruckender Wasserfall
Der Hällingsåfallet - ein beeindruckender Wasserfall

Der Vildmarksvägen ist eine ca. 300km lange Straße durch das wilde, schwedische Hinterland. Mit einer Person pro Quadratkilometer ist diese Gegend sehr dünn besiedelt. Die Straße wird als „Europas wildester Roadtrip“ bezeichnet. Hier kann man europäische Urwälder, wunderschöne Flüsse und Wasserfälle und, wenn man Glück hat,  viele wilde Tiere entdecken. Das klang für uns spannend und so haben wir uns aufgemacht und uns 3 Tage Zeit genommen, den Vildmarksvägen zu erkunden. Die Natur rings um den Vildmarksvägen ist wirklich beeindruckend wild. Am ersten Tag machten wir eine kleine Wanderung, bei der wir uns gefragt haben, ob vor uns wohl schon mal jemand durch dieses Waldstück gelaufen war. Wir wissen jetzt, dass man nicht an den Äquator reisen muss, um einen Urwald zu finden und, dass man trotz Neugierde schlussendlich doch immer lieber ein bisschen laut ist, damit kein Bär kommt. Denn die Wanderung an diesem ersten Tag und unser Grillplatz war bei herrlicher Sonne an einem kleinen Wasserfall in der Nähe von Strömsund. Die Gemeinde Strömsund ist bekannt dafür, dass hier die meisten Bären in Europa leben. 

Kochen in der Wildnis am Feuer - für alle ein Erlebnis
Kochen in der Wildnis am Feuer - für alle ein Erlebnis

Eigentlich wollten wir gerne einen Bären sehen, aber dann haben wir uns doch am Anfang immer ein bisschen unsicher umgeschaut und uns auch immer unterhalten oder ein Lied gesungen, um zu zeigen, dass wir da sind. Aber von der Natur konnten wir kaum genug bekommen, also haben wir uns direkt am nächsten Tag auf eine längere Wanderung durch einen wirklich wilden Urwald gemacht. Manchmal lagen Bäume auf dem Weg oder der Weg wurde von kleineren und größeren Bächen gekreuzt. Was für ein Abenteuer. Während Emil seelenruhig im Tragetuch geschlafen hat, haben Mio und Lasse überall kleine Zwergenstädte entdeckt und auf jedem noch so kleinen Wasserlauf  Zwergenboote fahren lassen. Immer wieder entdeckten wir Elchkot, aber außer Ameisen und Vögeln sahenwir auf dieser Wanderung keine Tiere. Da wir auch fast keine anderen Menschen getroffen haben, waren wir also wieder einmal mit uns und der Natur alleine.  Irgendwann sahen wir dann am Wegrand ein komplettes Elchskelett liegen. Und spätestens ab da waren wir dann auch ganz glücklich, dass uns zumindest dieses Tier, welches diese Knochen übrig gelassen hat, verborgen geblieben ist. Allein die Gewissheit, dass hier so wilde Tiere leben und, dass in die Natur nicht eingegriffen wird, hat für uns das Gefühl der Wanderung komplett verändert. So eine Wildnis haben wir (fast) noch nie vorher erlebt und es war ein wirklich sehr bereicherndes Erlebnis, wie die Natur uns alle auf dem Vildmarksvägen in Beschlag nahm. Am letzten Tag führte uns unser Roadtrip in Richtung Vilhelmina. Wir fuhren über eine schneebedeckte, superwindige Hochebene und fühlten uns für einen Moment nach Norwegen zurückversetzt. 

Und plötzlich ist es wieder Winter
Und plötzlich ist es wieder Winter

Ein kurzer Versuch, dort zu wandern scheiterte daran, dass wir den Weg über teilweise zugefrorene Seen und Schneefelder nicht gut finden konnten. Lieber wärmten wir uns schnell bei einem warmen Mittagessen wieder auf. Als wir am Ende des Vildmarksvägen in Vilhelmina ankamen merkten wir, dass uns diese 3 Tage fernab von anderen Menschen richtig gut getan haben. Obwohl wir wunderschöne second hand Läden fanden, waren wir vom Trubel der Stadt überrumpelt. Wir kauften also nur das nötigste ein und fuhren dann zu einem einsamen Schlafplatz für die Nacht. Jetzt waren wir auch in Lappland angekommen und zur Begrüßung im hohen Norden sahen wir auch direkt einige Rentiere am Straßenrand. Zudem machten wir am Schlafplatz Bekanntschaft mit unzähligen Mücken. Als wir uns trotzdem um kurz vor Mitternacht nochmal aus dem Van schlichen, trauten wir unseren Augen kaum. Es war noch nicht dunkel und über unserem Waldemar, stand ein perfekter Regenbogen. Wir hielten den Mücken also noch einige Minuten Stand, um dieses wundervolle Naturschauspiel zu beobachten. So ist das hier: Ständig wird man von unglaublichen Naturereignissen überrascht und manchmal kann man kaum glauben, was man so sieht.

Norwegen- zweite Eindrücke

Der Aufstieg lohnt sich
Der Aufstieg lohnt sich

Nach diesem Spannenden Erlebnis haben wir uns entschlossen nicht mehr auf die Lofoten zu fahren. Wir haben Rike und Fabian von 4xfrei über unseren Blog kennengelernt und uns kurzerhand dazu entschlossen, zusammen auf die Insel Senja zu fahren. Gespannt, was uns so erwartet, wenn wir andere Elternzeitreisende treffen, sind wir also relativ schnell in den Norden gefahren. Wir lernten uns kennen und es hat so gut gepasst, dass wir 4 Tage lang zusammen die Insel erkundet haben. Die Kinder sind in dieser Zeit schon richtige Freunde geworden und auch wir haben liebe Freunde dazugewonnen. Vielen Dank an euch, Rike und Fabian, für die wunderschönen Tage! Es war sehr schön für uns, uns mit einer anderen Reisefamilie zu treffen, zusammen zu lachen, gemeinsam zu essen, am Lagerfeuer zu sitzen und abenteuerliche aber wunderschöne Stellplätze zu suchen. Wir haben zwei lange Wanderungen  gemacht, von der die eine mit viel Kletterei auf den schönen Berg Segla führte und die andere uns nach einem riesigen Schneefeld einen wunderschönen Ausblick bescherte. Wir hätten die Wanderungen ohne einander wohl eher nicht gemacht aber vor allem die Schneewanderung mitten im Juni ist definitiv ein Highlight dieser Tage. Auf dem Hinweg sind wir tapfer durch den Schnee nach oben gestapft. Dass dabei Schnee in die Schuhe kam hat nur ganz kurz gestört. Nach einer Pause mit wunderschönem Ausblick wurden wir auf dem Weg nach unten mit unglaublich viel Spaß belohnt. Wir konnten durch den Schnee den Berg hinunterrennen und ich glaube in diesem Moment waren wir 9 Kinder, die das Leben mal wieder so richtig spürten. 

Wenn ihr noch mehr über 4xfrei lesen möchtet, geht es hier zu ihrem Blog.

Malerische Ausblicke auf die Küste der Insel Senja
Malerische Ausblicke auf die Küste der Insel Senja

Die Insel hat uns unglaublich gut gefallen. Endlich haben wir Norwegen bei Sonnenschein erlebt und wir konnten die Schönheit des Landes in voller Pracht genießen. Senja ist eine relativ unbekannte, wunderschöne Insel. Es waren sehr wenige Touristen unterwegs und viele Teile der Insel sind nahezu unberührt. Das hat uns immer wieder verzaubert.Als es dann wieder zu regnen begann, verabschiedeten wir uns wieder und fuhren weiter in Richtung Finnland. Somit ist unsere Zeit in Norwegen nun für uns vorbei und wir sind froh, dass wir so einen schönen Abschluss in diesem eindrucksvollen Land hatten. Was wir in Finnland alles erlebt haben, lest ihr im nächsten Blogbeitrag!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Tamara (Montag, 01 Juli 2019 14:13)

    Was für ein schöner Beitrag und vor allem die Bilder, einfach traumhaft schön! *_*
    Von Schweden träumen mein Mann und ich schon lange, allerdings wissen wir nicht wann wir uns diesen Traum erfüllen werden. Wer weiß, vielleicht sind auch wir schon bald in Schweden und am anderen Ende der Welt.
    Wir lieben das Wandern und die Natur, deshalb verbringen wir unseren Urlaub schon seit einigen Jahren in Südtirol (https://www.feldhof.com/), aber weit entfernte Städte und auch Länder zu bereisen steht schon lange auf unserer Liste. In naher Zukunft wird der Traum hoffentlich Realität. Und ich denke ein solcher Trip wird auch unseren Kindern mit Sicherheit gefallen.

    Danke für die schönen Impressionen!

    Tamara