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Der zweite Reisebericht

Wir gewöhnen uns ans Unterwegssein

Mio und Lasse spielen im Sand
Mio und Lasse spielen im Sand

Die Zeit an der Dune du Pilat hat uns allen sehr gut getan. Nach den ersten Tagen des langsamen Abschieds, den wir in unserem ersten Artikel beschrieben haben, konnten wir an der Düne ankommen, den Stress hinter uns lassen und die Familienzeit voll genießen. Die Dune du Pilat ist an sich schon ein Naturwunder: Die größte Sand-Wanderdüne Europas und bis zu 80 Meter hoch. Wir fanden einen wunderschönen Campingplatz mit Meerblick direkt an der Düne. Die nächsten Tage verbrachten wir mit Sandeln, über die Düne wandern und im Pool auf dem Campingplatz plantschen.  

Lasse auf der Fähre
Lasse auf der Fähre

Nach diesen erholsamen, sonnigen Tagen führte uns unser Weg in den Nord-Westen Frankreichs. Immer an der Atlantikküste entlang sollte unser nächstes Ziel Camaret-sur Mer sein. Dieser Ort liegt auf der Halbinsel von Crozon in einem großen Naturschutzgebiet am westlichsten Zipfel Frankreichs, in der Bretagne. Da der Weg dorthin sehr weit ist, beschlossen wir die Fahrt in 4 Etappen aufzuteilen und jeden Tag nur ein bisschen vormittags  zu fahren um trotzdem noch am Nachmittag die Gegend entdecken zu können.  Eigentlich hatten wir beschlossen die drei Tage nicht auf Campingplätzen, sondern auf Parkplätzen oder WoMo-Stellplätzen zu verbringen. Das klappte in der ersten Nacht direkt nicht... Unsrer erstes Etappenziel war die Ile du Ré, dort ist das Freistehen für Camper strengstens verboten, es gibt aber einige Stellplätze. Der Stellplatz den wir anfuhren war aber völlig überteuert, unattraktiv und stank. Da es an dem Tag doch relativ spät geworden war, beschlossen wir den nächstgelegenen Campingplatz anzusteuern und diese eine Nacht dort zu verbringen. Der war dann wesentlich schöner und nicht viel teurer als der Stellplatz.

Der Phare des Baleines
Der Phare des Baleines

Am nächsten Tag liehen wir uns Fahrräder aus und machten einen Ausflug zum Phare des Baleines, einem Leuchtturm am äußersten Zipfel der Insel. Die Insel ist mit vielen Radwegen und ohne Berge gemacht für das Radfahren und es macht viel Spaß Fahrradzufahren. Wir konnten einen Anhänger für Lasse und Emil ausleihen und ein Kinderfahrrad für Mio, der die beiden Wege von jeweils 8km richtig super gefahren ist. Der Phare des Baleines ist ein 56 Meter hoher Leuchtturm , auf den über 300 Stufen nach oben führen und von dem aus man einen super Ausblick hat. Dazu gehört auch ein sehr interessantes Leuchtturmmuseum, das aber leider nur auf Französisch ist, so dass es für uns etwas schwierig war,  alle Inhalte zu verstehen. Ich kann zwar relativ gut alltagsfranzösisch sprechen, aber meine Sprachkenntnisse kommen bei Leuchtturm-Fachbegriffen und physikalischen Erklärungen doch an ihre Grenzen.  

Mio und Lasse am Strand
Mio und Lasse am Strand

Danach ging es weiter an der Küste entlang, wir fanden wunderschöne Stellplätze und entdeckten die Besonderheiten der französischen Atlantikküste: Je weiter wir in den Norden kamen, desto stärker machten sich die Gezeiten bemerkbar. Bei einer Übernachtung auf einem Parkplatz direkt am Strand wachten wir morgens auf und entdeckten auf dem Strand im Watt viele Manschen die umherliefen und irgendwas zu suchen schienen. Bei unseren Erkundigungen fanden wir heraus, dass alle auf Muschelsuche waren. Von der Auster bis zu allen möglichen anderen essbaren Muschelsorten sammelten  sie ihre Körbe voll. Das alles ist ganz legal, da die Küste in Frankreich dem Volk gehört. Muscheln sammeln ist wohl so eine Art bretonischer Volkssport. Wir fragten die Leute und fanden so vieles über die Muscheln und die Tiere heraus. Uns wurde sogar von einer Sammlerin eine frisch gepflückte Auster frisch aus dem Meer angeboten, wobei wir alle dankend ablehnten, was uns dann auch ein bisschen Leid tat, weil sie so nett war.  Aber eine noch lebende Auster essen, wollten wir nicht so gerne  ;-) 

Wir machten viele Bekanntschaften mit netten Bretonen, diese scheinen ein sehr nettes du aufgeschlossenes Volk zu sein, trafen andere Camper auf Parkplätzen und erlebten viel Natur unmittelbar und aus dem Auto heraus. Auf einem Parkplatz trafen wi zwei Franzosen, die auch dort übernachteten und genau den gleichen Van hatten, wie wir. Mit denen kamen wir dann zum Beispiel auch ins Gespräch. Sie waren sehr nett und erzählten uns vieles über die Atlantikküste und die Bretagne, denn sie kamen nicht von weit her. Für uns ist es total schön, so Leute kennenzulernen, weil man einfach nochmal einen ganz anderen Blick auf  manche Orte und die Menschen bekommt. Für uns ist es schön, nicht so anonym einfach zu reisen, sondern auch etwas über die Kultur, die Leute und die Gegend zu erfahren.  Zum Beispiel haben uns die beiden auch die Landschaft um Camaret-sur-Mer empfohlen und uns den Tipp gegeben über Ostern lieber an einem Ort zu bleiben, weil die Straßen über die Feiertage wohl extrem voll sind...

Die Bretagne beeindruckt uns immer wieder mit ihrer schroffen, wilden und wunderschönen Küste
Die Bretagne beeindruckt uns immer wieder mit ihrer schroffen, wilden und wunderschönen Küste

Die Fahrtstrecke war geprägt von vielen offenen Weideflächen, Landwirtschaft und wenig Industrie. Wir versuchen, so wenig wie möglich über Autobahnen zu fahren und haben das Gefühl, dass das Autofahren so viel interessanter ist!

In Camaret-sur-Mer sind wir jetzt auf einem wunderschönen Campingplatz direkt am Meer und haben das beste Wetter erwischt, das man sich vorstellen kann. Bei Sonnenschein und knapp über 20 Grad unternehmen wir viele Wanderungen, schauen Tauchern zu ,die Seespinnen fangen, und entdecken kleine bretonische Städtchen. 

Die Kinder lieben es hier an den Steilküsten zu Klettern, im Watt rumzulaufen und nach kleinen Krebsen zu suchen. Kulinarisch ist die Bretagne auch ein Schlaraffenland: Crêpes, ob süß oder salzig gehören fest zu unserem Speiseplan. Für uns sind diese meistens selber gemacht, da es unmöglich ist hier vegane Crêpes zu finden...Daneben lieben wir die verschiedensten Variationen von Baguettes, Pain au Chocolat und natürlich den französischen Kaffee, der meistens klein und stark ist, und eigentlich nur mir richtig gut schmeckt.... :D 

Wir haben uns auf dem Campingplatz wieder eine Woche niedergelassen, um unseren Bus zu sortieren, Wäsche zu waschen und ein wenig durchzuatmen. Dieser Rhythmus hat sich in den ersten drei Wochen schon recht gut etabliert: Wir verbringe immer einige Tage an einem Ort, den wir näher erkunden und wenig Auto fahren, dafür viel Zeit haben mit den Kindern zu spielen. Danach machen wir wieder eine Etappe, mit einigen Tagen fahren, immer maximal 150-300 Kilometer, um trotzdem noch Zeit zu haben einen schönen, freien Stellplatz zu finden und Unternehmungen zu starten.  Der Roadtrip-Rhythmus ist mit Kindern ein ganz anderer, als wenn man alleine unterwegs wäre aber mit einigen Spielen und Kompromissen macht auch das Autofahren mit Kindern Spaß. Wir haben in den ersten drei Wochen schon einige kreative Ideen entwickelt, um die drei im Auto beschäftigt zu halten.

Emil pustet der Wind ins Gesicht
Emil pustet der Wind ins Gesicht

Emil geht in den Erzählungen manchmal unter, das hat aber den Grund, dass er wirklich unkompliziert ist: Meistens findet er das Autofahren ok, schläft oder schäkert mit seinen Brüdern. Und er ist zufrieden, egal wo wir gerade sind. Dabei macht er die meisten Fortschritte von allen: mittlerweile kann er sich drehen und wird immer wacher und beobachtet die Welt sehr aufmerksam. Am liebsten mag er es, wenn der Wind in sein Gesicht pustet. Dann ist er eine richtige kleine Kichererbse! 

Wir sind jetzt noch ein paar Tage an diesem wunderschönen Fleckchen Erde, bevor wir weiterziehen, erstmal nochmal ein paar Kilometer in den Süden. Dort habe ich noch einen Lauf. Danach werden wir Frankreich langsam verlassen und unser Schiff weiter Richtung Norden lenken, mit Kurs auf Norwegen. Auf dem Weg dorthin werden wir Belgien, Holland, Deutschland und Dänemark durchqueren und sicher noch viele, spannende Dinge erleben. 

Bis dahin wünschen wir euch eine tolle Zeit und genießen die sonnigen Tage.

Eure fünf Reisenden

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